Versicherungen im Kontext der Betriebskonzept-Erstellung für einen neuen Standort
Die Erstellung eines Betriebskonzepts für einen neuen Standort ist eine zentrale Voraussetzung für einen wirtschaftlichen, rechtssicheren und zukunftsfähigen Gebäudebetrieb. Neben Fragen der technischen Organisation, Prozesssteuerung, Betreiberverantwortung und Dienstleisterstruktur spielt das Versicherungskonzept eine tragende Rolle, um Haftungsrisiken zu minimieren, Investitionen abzusichern und eine verlässliche Übergabe von Bau in Betrieb zu gewährleisten.
Versicherungen dürfen dabei nicht erst in der Betriebsphase, sondern müssen bereits im Rahmen des Betriebskonzepts frühzeitig mitgedacht, abgestimmt und dokumentiert werden – insbesondere bei komplexen Bauprojekten, ESG-Vorgaben, Drittverwendung oder hybriden Betreiberstrukturen. Ein professionell erstelltes Betriebskonzept für einen neuen Standort muss versicherungsrelevante Aspekte integrativ berücksichtigen. Nur wenn die versicherungsrechtlichen Anforderungen parallel zu Technik, Betrieb und Organisation mitentwickelt werden, lassen sich Haftungsrisiken vermeiden, Schadensfälle strukturiert abwickeln und Rechts- und Kostensicherheit für Eigentümer, Betreiber und Nutzer gleichermaßen schaffen.
Versicherungen sind damit nicht nur Schadensregulierer, sondern ein aktiver Baustein der Standortstrategie – im Dienst von Sicherheit, Nachhaltigkeit und Resilienz.
Versicherung als Bestandteil eines ganzheitlichen Betriebskonzepts
Versicherung als Bestandteil eines ganzheitlichen Betriebskonzepts
Ein modernes Betriebskonzept bildet die strategische und operative Grundlage für alle Abläufe am neuen Standort – von der Inbetriebnahme über den Regelbetrieb bis hin zu Stör- und Notfallszenarien. Es sollte neben technischen, infrastrukturellen und organisatorischen Inhalten stets auch versicherungsrelevante Strukturen, Zuständigkeiten und Schnittstellen enthalten.
Typische Inhalte mit Versicherungsschnittstelle:
Nutzungskonzepte und Gefährdungspotenzial
Betreiberverantwortung und delegierte Pflichten
Dienstleistungsverträge mit Haftungskomponenten
Bauliche und technische Besonderheiten (z. B. Labore, Serverräume, PV-Anlagen)
Ausbaustufen (z. B. Trennung von GU- und Nutzerausbau)
temporäre Nutzungsphasen (Soft Opening, Ramp-Up)
Risikobeurteilung (z. B. Klimafolgen, IT-Abhängigkeit, Schadenszenarien)
Versicherungsrelevante Risiken und Anforderungen
Risikobereich
Relevante Versicherungen
Einbindung ins Betriebskonzept
Bauphase und Inbetriebnahme
Bauleistungs-, Feuerrohbau-, Bauherrenhaftpflicht
Trennung von Bauherrn-, Nutzer- und Dienstleisterleistungen
Bewertung von Risiken bei neuen Technologien oder Fördermaßnahmen
Strategische Fragen zur Versicherungsintegration
Welche Gebäude- und Nutzungsteile sind wann und von wem versichert?
Wie ist der Übergang von Bau- zu Betriebsversicherung geregelt?
Gibt es Nutzerausbauten mit eigenem Versicherungsschutz?
Wie sind Dienstleister (z. B. Reinigung, Wartung, Sicherheit) abgesichert?
Welche Cyber-, Daten- oder Umweltrisiken bestehen?
Ist der Versicherungswert aktuell, realistisch und regelmäßig anpassbar?
Gibt es interne Verfahren zur Schadenmeldung, Dokumentation und Kommunikation?
Ein professionelles Betriebskonzept beantwortet diese Fragen explizit in eigenen Abschnitten oder Anlagenteilen, idealerweise im Schulterschluss mit Einkauf, Rechtsabteilung, Betreiber und dem Versicherungspartner.
Verantwortliche Stelle für Vertragsführung, Schadensmeldung, Nachverfolgung
Auflistung aller relevanten Policen und Vertragslaufzeiten
Risikoanalyse / Schadenhistorie
Einschätzung spezifischer Risiken des Standorts (z. B. Hochwassergefährdung, Lage an kritischer Infrastruktur)
Präventionsmaßnahmen (z. B. Blitzschutz, Leckageüberwachung, Zutrittskontrolle)
Zuständigkeitsmatrix
Wer ist für welche Versicherung verantwortlich (Eigentümer, Betreiber, Nutzer, Dienstleister)?
Wer meldet Schäden, wer dokumentiert, wer kommuniziert mit dem Versicherer?
Prozessbeschreibungen
Ablauf bei Schadensfall (intern und extern)
Wiederherstellungsmaßnahmen und Beweissicherung
Eskalationsstufen, Einbindung von Rechtsabteilung oder Notfallmanagement
Versicherungsdokumentation
Ort und System der Ablage (z. B. CAFM, DMS)
Rechte- und Rollenkonzepte für Zugriffe
Fristenkontrolle und automatische Erinnerungssysteme
Schnittstellen zu Verträgen, Ausschreibungen und Betreiberverantwortung
In Ausschreibungen müssen Versicherungsanforderungen klar benannt sein (z. B. Nachweis Betriebshaftpflicht, Deckungssummen)
In Dienstleistungsverträgen sind Haftungsgrenzen, Selbstbehalte und Versicherungsnachweise verbindlich zu regeln
Im Delegationsmodell für Betreiberpflichten ist versicherungsrelevante Haftung konkret zuzuordnen (z. B. bei technischer Gebäudeausrüstung, Verkehrssicherung)